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Queer und Blut spenden – ganz schön einfach, oder?

Nein!

Für queere Menschen ist das Blutspenden nicht einfach und oft auch gar nicht möglich. Schwule sowie bi- und pansexuelle Männer dürfen nur spenden, wenn sie vier Monate keinen Geschlechtsverkehr hatten. Trans*-Menschen hingegen dürfen gar nicht spenden, denn sie zählen zur sexuellen Risikogruppe – und das ohne Begründung.

Warum?

Gute Frage. Denn das Blut wird vor der Transfusion immer getestet, ganz egal von wem es stammt. Falls ein Mann Sex mit einem anderen Mann hatte, darf dieser für vier Monate nicht spenden. Das nennt man Rückstellungsfrist. Dasselbe gilt für Frauen, die Sex mit einem bisexuellen Mann hatten. Männer, die nicht in einer monogamen Zweierbeziehung leben, dürfen weiterhin nur spenden, wenn sie vier Monate lang enthaltsam leben. Auch bei der Einnahme von PreP muss die betroffene Person vier Monate warten, bis sie spenden kann.

Das ganz klingt erstmal ziemlich kompliziert und verwirrend Schätzchen, daher nochmal eine Auflistung:

  1. Sexualverkehr zwischen Frau und Mann mit häufig wechselnden Partnern/Partnerinnen,
  2. Sexualverkehr einer Transperson mit häufig wechselnden Partnern/Partnerinnen,
  3. Sexualverkehr zwischen Männern (MSM) mit einem neuen Sexualpartner oder mehr als einem Sexualpartner,
  4. Sexarbeit, Sexualverkehr mit einer Person mit einer der vorgenannten Verhaltensweisen,
  5. Sexualverkehr mit einer Person, die mit HBV, HCV oder HIV infiziert ist“

Eine Blutspende darf erst vier Monate nach dem aufgezählten Verhalten geschehen.

Diese Ausschlussgründe werden jedoch durchaus häufig kritisiert:

  1. Monogamie ist in der Gesellschaft nicht so häufig vertreten, wie von vielen Menschen angenommen wird
  2. Im Vorschlag wird nur von zwei Geschlechtern gesprochen, dabei gibt es, wie wir wissen, weitaus mehr als zwei Geschlechter
  3. Die Auslegung des Begriffs ,,Transperson’’ ist umstritten
  4. Wieso birgt Sexarbeit ein erhöhtes Risiko? Aufgrund der Bezahlung oder der Häufigkeit des Geschlechtsverkehres?
  5. • Die viermonatige Frist kann durch Prüfung der Spende auf Infektionen umgangen werden

Es zeigt sich, dass die Hämotherapierichtlinien umstritten sind, möglicherweise aufgrund von Unwissenheit. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, nicht nur Wissenschaftler:innen in das Aufstellen der Regeln miteinzubeziehen, sondern auch Menschen aus zum Beispiel Selbsthilfeverbänden, wie der Deutschen Aidshilfe.

24. März 2022